BARF-Zusätze – Sinn oder Unsinn?

Machen BARF-Zusätze Sinn oder ist das Unsinn? Das wird vermutlich ein ewiges „Streitthema“ unter BARFern bleiben.

Wer nach dem Whole-Prey-Model füttert, verzichtet in der Regel auf Zusätze. Der Wolf kann sich ja auch nicht mal eben das Lachsöl oder Seealgenmehl über die Rehkeule streuen.

Ich hingegen rate beim BARFen dazu Zusätze zu nutzen, da ansonsten einige Nährstoffe in der Ernährung fehlen. Und nur weil der Wolf sich in der Natur diese Zusätze vermutlich nicht in dieser Art suchen kann, heißt das nicht, dass er dann nicht einen Mangel an bestimmten Nährstoffen hat.

Welche Zusätze brauche ich zum BARFen?

Für mich gibt es für Hundebesitzer drei Zusätze und für Katzenbesitzer vier Zusätze, die in die BARF-Mischung rein muss.

Lachsöl/Fischöl/Algenöl

Man hört immer wieder von Omega-3-Fettsäuren, die (auch für den Menschen) so wichtig sind. Genauergesagt ist die wichtigest Fettsäure in den obengenannten Ölen (auch im Dorschlebertran) die Doxosahexaensäure – kurz DHA. Diese wird in Mikroalgen gebildet und von Fischen aufgenommen, die diese Algen fressen. Diese Fettsäure spielt eine wichtige Rolle für das Zentrale Nervensystem, im Hirn und der Netzhaut.

Damit der Körper DHA verwerten kann, braucht er die Eikosapentaensäure (EPA). Diese wiederum findet sich in fast allen tierischen Bestandteilen – aber vor allem im Seefisch.

Es gibt die Theorie, dass der Körper des Hundes (und Menschen) EPA und DHA aus Arachidonsäure selbst bilden kann, welche wiederum in tierischen Fetten enthalten ist. Für Katzen scheint dies jedoch nicht der Fall zu sein.

Arachidonsäure ist eine Omega-6-Fettsäure, die entzündungsfördernd wirken kann, wenn das Verhältnis zu Omega-3-Fettsäuren nicht stimmt.

Deshalb gehört für mich Lachsöl, Fischöl oder (beim Hund!) Algenöl in die Fütterung! Lebertran ist ebenfalls eine Möglichkeit, ABER – hier muss man zusätzlich den Gehalt an Vitamin A, D und E, sowie den Jodgehalt beachten.

Übrigens enthält reines Fischöl/Lachsöl nur sehr wenig bis gar kein Vitamin D. Mehr dazu hier.


Vitamin E

Vitamin E verhindert die Antioxidation körpereigener Fette, ist ein Radikalfänger und unterstützt somit das Immunsystem und die allgemeine Gesundheit. Freie Radikale (unvollständige Moleküle, die die Zellen angreifen können) können sich auf alle möglichen Körperfunktionen ausweiten, inklusive Augen, Knorpel, Hirn und Haut. Auch bei Krebs spielen sie eine Rolle. Im Fertigfutter oder auch in der Kosmetik ist Vitamin E oft in größeren Mengen vorhanden, da es verhindert, dass das enthaltene Öl und Fett zu schnell ranzig wird. Ich nutze Vitamin E-Tropfen sogar in selbstgemachten Lotionen und Cremes 😉

Oft kommt Vitamine E als Alpha-Tocopherole vor und wird oft aus Sonnenblumenöl oder Weizenkeimöl gewonnen und ist hochkonzentriert. BARFer nutzen oft Vitamin E-Tropfen oder Kapseln. Zum Vergleich: 100 ml Sonnenblumenöl enthalten 63 mg Vitamin E. Diese Menge Vitamin E ist in vier (4!!) Tropfen Vitamin E von z.B. Barfgold enthalten. Lasst euch also die akkurate Menge an Vitamin E für euer Tier errechnen.


Seealgenmehl / Jod

Die Jodzufuhr sollte nicht unterschätzt werden. Jod ist ein extrem wichtiger Bestandteil der Schilddrüse und ein Mangel oder ein Überschuss kann zu Schilddrüsenerkrankungen führen. Da die Schilddrüse teil des Hormonellen Haushaltes ist, können im Laufe der Zeit auch andere Organe (z.B. Niere, Bauchspeicheldrüse) betroffen werden.

Jod ist vor allem in Seefisch, Seealgen aber auch Schlund und Kehlkopf enthalten. Deshalb empfehle ich immer letztere weder frisch noch getrocknet zu füttern (auch wenn viele Hersteller spezifisch darauf hinweisen, dass die Schilddrüse entfernt wurde).

Um den Jod-Bedarf zu decken, empfehle ich meist Seealgenmehl zu füttern, da der Jodgehalt da deutlich über dem im Fisch liegt.

Zum Vergleich: Der Jodgehalt in Lachs liegt bei ca. 34 µg pro 100 g. Im Seealgenmehl sind – je nach Charge – meist zwischen 400 und 800 mg pro 1 kg enthalten. Das rechnet sich auf 40 – 80 mg (oder 40,000 – 80,000 µg) pro 100 g herunter. Man geht davon aus, dass ein Hund mit 20 kg ca. 300 µg Jod am Tag benötigt. Somit müsste man täglich fast 900 g Lachs, aber nur 0,4 – 0,75 g Seealgenmehl füttern.

Auch Jodtabletten vom Tierarzt sin eine Option, wenn Seealgenmehl nicht vertragen wird.


Taurin für Katzen

Taurin ist eine Aminosäure, die wichtig für das Herz, die Augen, das Zentrale Nervensystem und auch die Fruchtbarkeit von Hund und Katze sind. Die Katze scheint das einzige Lebewesen da draußen zu sein, welches Taurin nicht selbst synthetisieren kann. Deshalb muss es über die Nahrung aufgenommen werden. Zu diesem Thema habe ich vor längerer Zeit schon einmal einen Blog-Beitrag verfasst.

Taurin ist unter Ernährungsberatern ein Streitthema: reicht es aus natürlichen Quellen oder muss es das synthetische Taurin sein? In der Natur streut sich die Katze auch kein Taurin übers Futter.

Nun ja… die Katze sucht sich das Beutetier mit einem immensen Tauringehalt: Die Maus. 100 g Maus enthält ca. 240 mg Taurin. Wenn man Bedenkt, dass eine Maus ca. 30 g wiegt und eine Katze bis zu 10 Mäuse verdrückt, ist der Bedarf an Taurin mehr als gedeckt.

Leider kommt alle anderen natürlichen Bestandteile wie Herz, Fleisch, Innereien da nicht ran. Grünlippmuschelpulver soll sehr viel Taurin enthalten, doch müsste man einer 4 kg Katze etwa 8 – 9 g davon pro Tag geben. Da kann einem die Katze schonmal die Mittelkralle zeigen. Wenn ich das für meine drei Katzen ausrechne, sind das 710 g Grünlippmuschel im Monat.

Das synthetische Taurin macht es uns Katzenbesitzern da leichter und wird in der Regel gut von den Katzen angenommen, da es geschmacksneutral ist. Doch es bleibt ein synthetisches, chemisches Produkt, das mit Vorsicht zu genießen ist. Man muss es mit etwas Wasser anrühren, bevor es verfüttert wird und sollte es nicht in die Augen bekommen. Als Händler benötigt man sogar eine teure Zulassung vom LAVES, bevor man es verkaufen darf. Deshalb findet man reines Taurin sehr selten. Denn sobald ein paar % andere Bestandteile reingemischt werden, benötigt man diese Zulassung nicht mehr…

Ich empfehle Tierhaltern mit Rassekatzen und Hunden, die zu Herzproblemen oder Epilepsie neigen die Gabe von Taurin zu erhöhen, da sich die Gabe positiv auf das Tier auswirken kann.


Das sind die drei bzw. vier Zusätze, die für mich in die BARF-Ernährung gehören.

Sofern das Tier keine Knochen frisst, muss natürlich ein Calciumzusatz (Fleischknochenmehl, Eierschalenmehl, Calciumcitrat, etc) verfüttert werden.

Was ist mit Omega 3-6-9-Öl?

Viele Hundehalter füttern Omega 3-6-9-Öle, die neben Fischöl auch pflanzliche Öle enthalten. Meiner Meinung nach ist das nicht notwendig.

Es gibt unterschiedliche Omega-6-Fettsäuren und die, welche in den Ölen oft eingesetzt werden, sind sogenannte gamma-Linolensäuren. Sie spielen eine Rolle in der Blutgerinnung und bei der Regelung der Gefäßweitstellung. Sie können auch entzündliche Prozesse vermindern. Deshalb würde ich diese Öle (enthalten in z.B. Borretschöl oder Nachtkerzenöl) nur gezielt verwenden.

Omega-9-Fettsäuren sind in vielen tierischen und pflanzlichen Fetten und Ölen enthalten. Somit ist diese Fettsäure mit Fischöl und tierischem Fett eh schon in der Fütterung enthalten.

Mein „Problem“ mit diesen Ölen ist eher das, dass man meist keine Info hat, welche Qualität das Fischöl hat, bzw. wie der Gehalt an EPA und DHA Fettsäuren im Fischöl ist. Denn anhand dieser Info errechne ich die Menge, die verfüttert werden muss.

Wer diese Öle füttern möchte, darf das gern tun – aber ich sehe die Notwendigkeit nicht.

Andere Zusätze

Es gibt sooo viele Zusätze auf dem Markt, die dieses und jenes versprechen.

Schwarzkümmelöl z.B. soll eine Zeckenwidrige Wirkung haben. Es steht aber auch in Verdacht die Leber zu schädigen. Deshalb würde ich von der Fütterung abraten. Zu viel Kokosöl im Futter kann ebenfalls mehr schaden als nutzen. Manche Kräuter setzt man nur akut ein, andere brauchen einige Zeit, bis sie wirken.

Mein Rat: Setzt andere Zusätze nur gezielt ein und eventuell nach Rücksprache mit einem Tierernährungsberater, Tierheilpraktiker oder Tierarzt.

Wenn ihr noch weiter Fragen zum Thema Zusätze habt, meldet euch gern.

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