Jedes Tier kann geBARFt werden, richtig?

Ja…, wenn dein Hund/deine Katze gesund ist, du die BARF Grundlagen kennst, du die finanziellen Möglichkeiten hast und kein Problem mit rohem Fleisch und Nebenerzeugnissen hast, sollte dem BARFen nix im Weg stehen.

Es gibt viele Mythen zum Thema BARFen in den Weiten des Internets. Ich gehe hier auf ein paar davon heute ein und ihr könnt selbst entscheiden, ob BARFen etwas für euch ist.


Aber erstmal:

Was sind die Voraussetzungen mein Haustier zu BARFen?

1. Platz im Tiefkühler. Wenn du einen lokalen BARF-Shop hast, in dem du wöchentlich einkaufen kannst, kommst du mit einem kleineren Tiefkühlfach gut hin. Allerdings kommt es auch ein wenig auf die Größe deines Haustieres hin. Eine Katze mit 4 kg Körpergewicht braucht täglich etwa 100 – 120 g Frischfutter, ein Hund mit 70 kg hingegen etwa 1,400 g (ja, 1.4 kg). Dementsprechend brauchst du Platz für die entsprechende Menge Futter.

2. Du musst das Futter verarbeiten. Klar, es gibt FertigBARF. Qualitativ gibt es da allerdings seeeehr große Unterschiede und viele BARFer errechnen Bestandteile im Futter spezifisch für das Individuelle Tier. FertigBARF kann das nicht bieten. Es gibt auch BARF-Fertigmischungen (z.B. dieses hier), bei denen du nur die Zusätze und das Gemüse/Obst hinzugibst. Aber die meisten BARFer kaufen Muskelfleisch, Innereien, Knochen und ggf. Pansen oder Blättermagen getrennt und mischen alles zusammen, um es zu portionieren. Innereien sind unappetitlich und auch wenn Fleisch in der Regel nicht schlecht riecht… den Geruch von Pansen und Blättermagen bekommt man eine Weile nicht aus der Nase. Und wenn man selbst zusammenmischt ist man sich doch eher bewusst, dass die Zutaten von einem Huhn, einem Rind, einem Pferd, etc stammen. Für Vegetarier und Veganer könnte es eine Überwindung sein. Aber im Endeffekt ist dieses Futter der natürlichen Ernährung von Hund und Katze bei weitem näher, als es Nassfutter und Trockenfutter jemals sein könnten. Und für mich ist das einer der Gründe, warum ich BARFe.

3. Du solltest dich vorab ausgiebig mit dem Thema beschäftigen. Es gibt unzählige BARF-Rechner im Netz oder auch als App. Aber unterschiedlich große Hunde werden unterschiedlich berechnet. Die richtige Aufteilung an Fleisch, Innereien, Knochen etc. ist sehr wichtig – vor allem bei jungen Tieren. Die falsche Nährstoffversorgung kann auf Dauer einiges kaputt machen. Du brauchst Zusätze. Für mich sind bei Hunden drei Zusätze und bei Katzen vier Zusätze unumgänglich: Seealgenmehl, Lachsöl/Omega 3-Öl, Vitamin E und (bei Katzen und vorbelasteten Hunden) Taurin. Fisch gehört ebenfalls zu einer gesunden Ernährung und dann gibt es unterschiede in der Calciumversorgung, zwischen Hühnerhälsen und Lammrippen. Ein Tierernährungsberater kann dir da gern zur Seite stehen, doch auch da gibt es Unterschieden.

4. BARFen ist keine feste Wissenschaft. Es gibt unzählige BARF-Bücher. Es gibt inzwischen im Deutschsprachigen Raum etwa fünf oder sechs (oder mehr) unterschiedliche Lehrgänge zum Thema Ernährungsberater für Hunde (weniger für Katzen). Und vermutlich wird man in jedem eine andere Variation des BARFens lernen. Aufteilung X vs. Y. Es gibt nicht den einen Weg zu BARFen. Aber ich denke, jeder Ernährungsberater, jedes BARF-Buch, wird euch den BARF-Weg mitgeben, den er selbst für den besten hält. Und ihr müsst auf euer Bauchgefühl hören, ob der Berater für euch das Beste ist.


Einige BARF-Mythen

BARFen ist kompliziert – Jein. Es ist sicher komplizierter, als im Laden eine Dose oder Tüte Fertigfutter zu kaufen. Aber im Endeffekt ist es ansonsten wie eine Mahlzeit nach einem Rezept zu kochen. Wer sich einen BARF-Plan erstellen lässt oder ein fertiges Rezept aus einem BARF-Buch nimmt, mischt die Zutaten nach den Vorgaben zusammen. Man kann täglich zusammen mischen. Je kleiner das Tier, desto unpraktischer wird es dann jedoch (mit z.B. 4 g Leber pro Tag) und ich empfehle eine wöchentliche oder z.T. monatliche Portionierung (wenn man den Platz hat). Man muss sich in jedem Fall an das Auftauen erinnern und am Besten eine „Not-Dose“ Nassfutter auf Lager haben, wenn man es vergessen hat.

BARFen ist teuer – Jein. BARFen ist definitiv teurer, als vieles Fertigfutter auf dem Markt. Wer jedoch auf Qualität achtet, wird merken, dass BARFen günstiger ist, als hochwertiges Nassfutter. Und auch auf dem BARF-Markt gibt es preisliche Unterschiede. Je größer der BARF-Anbieter, desto günstiger können die Preise gemacht werden. Allerdings gibt es auch dann qualitative Unterschiede.

BARF verursacht viel Müll und ist schlecht für die Umwelt – das ist ein kontroverses Thema und ich werde das eventuell später einmal genauer betrachten. Frostfutter ist eigentlich immer in Plastik verpackt. Entweder sind es Plastikbeutel, in denen man den Inhalt portionsweise entnehmen kann. Oder es wird in kleinere Beutel verpackt und vor dem Einfrieren vakuumiert, so dass es Platzsparender gelagert werden kann. Man hat allerdings einiges an Plastikmüll. Es gibt BARF-Anbieter, die auch größere Mengen in einem Beutel anbieten, so dass man nicht vier kleine Beutel hat, sondern einen großen. Das spart dem Hersteller etwas Energie und euch Müll. ABER – wenn man bedenkt, wie viele Nassfutterdosen im Müll landen, wieviel Energie und Aufwand in die Herstellung dessen geht, kommt BARF noch lange nicht da ran. Und auch Trockenfutter muss einen langen Herstellungsprozess untergehen, bis es so aussieht, wie es aussieht. Und egal ob Dose, Trockenfutter oder BARF – wir brauchen uns nichts vormachen. Es waren lebendige Tiere, die nicht sterben wollten und wie glücklich diese gelebt haben… Man kann beim BARF-Hersteller darauf achten, woher das Fleisch kommt. Aber… Perfekt gibt es nicht.

BARF macht mein Tier aggressiv. Die Argumentation ist, dass durch das rohe Fleisch der Jagdinstinkt vom Tier geweckt wird und es – wie ein Werwolf? – plötzlich aggressiv wird. Erm… Nein. Wenn dein Tier plötzlich aggressiv wird, ist die Ursache sicher eine andere und da gilt es einen Tierarzt aufzusuchen, um das Tier untersuchen zu lassen. Krankheiten, wie z.B. Schilddrüsenunterfunktionen oder generelle Schmerzen, können einen Hund aggressiv werden lassen. Und Katzen, die Schmerzen haben, können im schlimmsten Fall aggressiv werden. Da hat das BARF allerdings nichts mit zu tun.


Mein Tierarzt sagt…

Es gibt Tierärzte, für die ist BARF ein rotes Tuch, es gibt Tierärzte die respektieren es und dann gibt es einige Tierärzte, die sich damit auskennen.

Ja, ich betone noch einmal: Man kann beim BARFen viel falsch machen. Aber man kann auch viel richtig machen. Wenn ihr euer Tier BARFt, kann es sein, dass die Blutwerte etwas anders sind, als bei einer Ernährung mit Fertigfutter. Wenn euer Tierarzt das nicht weiß, kann es mitunter zu falschen Diagnosen kommen. Deshalb empfehle ich euch, dass ihr euch immer die Blutergebnisse mitgeben lasst und selbst noch einmal nachforscht oder euch geben falls eine zweite Meinung einholt.

Ich persönlich achte den Beruf des Tierarztes sehr. Das Studium ist alles andere als einfach. Wenn das Thema Ernährung im Studium vorkommt, wird sicher nicht nur der Hund oder die Katze behandelt, sondern alles vom Gecko bis zum Schwein. Aber das Thema ist nicht immer Teil des Studiums. Weiterbildungen zu dem Thema werden dann oft von bekannten Futtermittelherstellern veranstaltet oder gesponsert und dem entsprechend handeln viele Tierärzte, wenn es um die Ernährung kranker Tiere geht. Du musst dem Tier Futter X geben, wenn es eine Lebererkrankung hat. Du musst dem Tier Futter Y füttern, wenn es Blasensteine oder eine Nierenerkrankungen hat. Oft ist es Trockenfutter, welches manchmal mehr schadet als nutzt.

Deshalb lege ich euch nahe, wenn ihr euch mit einer Futterempfehlung vom Tierarzt unwohl fühlt, sucht euch einen Ernährungsberater denn…

… auch kranke Tiere können eventuell geBARFt werden!

Das ist allerdings der Punkt, wo ihr wirklich einen Profi zu Rate ziehen solltet. Je nachdem welches Organ betroffen ist, sieht die Ernährung ganz unterschiedlich aus. Die falsche Zusammensetzung kann deinem Tier mehr schaden, als helfen. Und doch kann BARF deinem Haustier noch einige Monate oder Jahre an Lebensqualität geben. 

Wenn ihr Fragen habt, meldet euch gern.

Eure Nicole

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